Tiroler Lebensretter. Die Bedeutung von Antibiotika aus Kundl

Okt 18, 2021

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Seit 75 Jahren werden in Kundl Antibiotika hergestellt. Dank ihrer antibakteriellen Wirkung sind diese Arzneimittel nach wie vor unverzichtbar. Ihre Produktion ist eine besonders verantwortungsvolle Aufgabe – gestern, heute und morgen.

Antibiotika können das körpereigene Abwehrsystem unterstützen, indem sie andere Mikroorganismen abtöten (bakterizide Antibiotika) oder sie in ihrem Wachstum hemmen (bakteriostatische Antibiotika). Antibiotika wirken gegen Bakterien, indem sie unter anderem die Zellwand oder den Stoffwechsel dieser Mikroorganismen angreifen, wobei je nach Erregerart unterschiedliche Substanzen zum Einsatz kommen. Lange galten Antibiotika als Schlüssel zur Heilung bakterieller Infektionskrankheiten schlechthin, und bis heute werden sie sowohl einzeln als auch in Kombination verabreicht. Als sogenannte „Life Saving Drugs“ retten und verlängern Antibiotika jeden Tag unzählige Menschenleben auf der ganzen Welt.

Wie entstehen Antibiotika?

Die Fermentation („Upstream„) ist seit 1946 Herz und Ausgangsbasis der Wirkstoffproduktion in Kundl. In diesem Prozess entstehen Wirkstoffe mit Hilfe von Mikroorganismen wie hochreine Pilzkulturen oder gentechnisch veränderte Bakterien. Kultiviert werden diese Mikroorganismen in großen Stahlbehältern mit sterilisierten Nährlösungen aus Vitaminen, Spurenelementen und v.a. Zucker sowie steriler Luft.

Hier im Bild die großen Zuckertanks in Kundl.
Die Antibiotika-Herstellung braucht große Mengen Zucker zur Kultivierung der Mikroorganismen. Hier im Bild die großen Zuckertanks in Kundl. Geliefert werden die Rohstoffe über ein eigenes Bahngleis. 

Auf die Fermentation folgt der sog. „Downstream“. Mit Hilfe organischer Lösemittel werden die antibiotischen Wirkstoffe aus dem Fermentationsbrei isoliert und gereinigt. Danach lassen sie sich – wie etwa das säurestabile Penicillin – direkt für die pharmazeutische Endfertigung verwenden. Andere Wirkstoffe werden durch chemische Synthesen in semisynthetische Antibiotika umgewandelt. So entstehen Antibiotika mit unterschiedlichen Wirkungsspektren.

Antibiotika in Kundl werden nach branchenführenden Qualitätsstandards hergestellt. Internationale Gesundheitsbehörden wie die Food and Drug Administration (FDA) oder die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) sind für Inspektionen regelmäßig vor Ort.

Die Fermentation („Upstream„) ist seit 1946 Herz und Ausgangsbasis der Wirkstoffproduktion in Kundl.
Die Fermentation („Upstream„) ist seit 1946 Herz und Ausgangsbasis der Wirkstoffproduktion in Kundl. In diesem Prozess entstehen Wirkstoffe mit Hilfe von Mikroorganismen

Alles unter einem Dach

Kundl ist eine besondere Antibiotika-Produktion. Zum einen stellt das Werk im Tiroler Unterinntal enorm große Mengen der unentbehrlichen Arzneimittel her – u.a. 60 Prozent der Weltproduktion von säurestabilem Penicillin und mit dem Potential, ganz Europa zu versorgen. Zum anderen geschieht dies buchstäblich unter einem Dach. Der Fachbegriff hierfür lautet „vertikale Integration“. Kundl deckt als einziger europäischer Standort den kompletten Fertigungsprozess für viele Antibiotika in Tablettenform ab, vom Wirkstoff bis hin zum fertigen Arzneimittel. Das macht die Produktion flexibel und unabhängig von externen, oft asiatischen Lieferanten. 

Fertigformen-Produktion
Kundl deckt als einziger europäischer Standort den kompletten Fertigungsprozess für viele orale Antibiotika ab, links im Bild die Fertigformen-Produktion.

Penicillin „Made in Europe“

Im Juli 2020 gab Novartis/Sandoz gemeinsam mit der Österreichischen Bundesregierung bekannt, mehr als 150 Mio Euro in die Antibiotikaproduktion in Kundl zu investieren und diese damit nachhaltig abzusichern. 2021 wurde kommuniziert, dass zunächst 100 Millionen Euro investiert werden, um einen modernen enzymatischen Prozess zur Herstellung von oralem Amoxicillin, dem wichtigsten Penicillin, einzuführen. Die Umbauarbeiten am Standort sind bereits angelaufen. Sie stärken seine langfristige Wettbewerbsfähigkeit und leisten mit Penicillin „Made in Europe“ einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit.

Michael Kocher, Country President Novartis Österreich

Wir optimieren den Produktionsprozess von oralen Antibiotika in Kundl und passen die Kapazitäten an, damit wir für den zukünftigen Bedarf gut gerüstet sind. Unser Ziel ist es, (...) eine kostendeckende Produktion in Europa auf starke Beine zu stellen, um Patienten in Österreich und auf der ganzen Welt zuverlässig mit qualitativ hochwertigen Medikamenten zu beliefern.

Michael Kocher, Country President Novartis Austria

 

Video: Novartis Österreich


Antibiotic production – yesterday, today and tomorrow

Antibiotics have been produced in Kundl for 75 years. Thanks to their antibacterial effect, these medicinal products are still indispensable. Their production is a task which carried special responsibility – yesterday, today and tomorrow.

Antibiotics can support the body’s immune system by killing other microorganisms (bactericidal antibiotics) or inhibiting their growth (bacteriostatic antibiotics). Antibiotics act against bacteria by attacking the cell wall or the metabolism of these microorganisms, among other things, whereby different substances are used depending on the type of pathogen. For a long time, antibiotics were considered to be the key to curing bacterial infectious diseases, and to this day they are administered both individually and in combination. As so-called “Life Saving Drugs”, antibiotics save and prolong countless lives all over the world every day.

How are antibiotics produced?

Fermentation (“upstream”) has been the heart and starting point of active substance production in Kundl since 1946. In this process, active substances are produced using microorganisms such as highly purified fungal cultures or genetically modified bacteria. These microorganisms are cultivated in large steel containers with sterilized nutrient solutions made of vitamins, trace elements and especially sugar and sterile air.

Hier im Bild die großen Zuckertanks in Kundl.
Die Antibiotika-Herstellung braucht große Mengen Zucker zur Kultivierung der Mikroorganismen. Hier im Bild die großen Zuckertanks in Kundl. Geliefert werden die Rohstoffe über ein eigenes Bahngleis. 

Fermentation is followed by the so-called “downstream”. With the help of organic solvents, the antibiotic active substances are isolated from the fermentation broth and purified. They can then be used directly for pharmaceutical final production, such as the acid stable Penicillin. Other active substances are converted into semisynthetic antibiotics by chemical syntheses. This results in antibiotics with different effect spectra.

Antibiotics in Kundl are manufactured according to industry-leading quality standards. International health authorities such as the Food and Drug Administration (FDA) or the European Medicines Agency (EMA) are regularly on site for inspections.

Die Fermentation („Upstream„) ist seit 1946 Herz und Ausgangsbasis der Wirkstoffproduktion in Kundl.
Die Fermentation („Upstream„) ist seit 1946 Herz und Ausgangsbasis der Wirkstoffproduktion in Kundl. In diesem Prozess entstehen Wirkstoffe mit Hilfe von Mikroorganismen

Everything under one roof

Kundl is a special antibiotic production site. On the one hand, the plant in the Tyrolean Unterinntal manufactures enormous quantities of essential medicinal products – including 60 percent of the global production of acid stable Penicillin and with the potential to supply the whole of Europe. On the other hand, this happens literally under one roof. The technical term for this is “vertical integration”. Kundl is the only European site to cover the entire manufacturing process for many antibiotics in tablet form, from the active substance to the finished medicinal product. This makes production flexible and independent of external, often Asian suppliers.

Fertigformen-Produktion
Kundl deckt als einziger europäischer Standort den kompletten Fertigungsprozess für viele orale Antibiotika ab, links im Bild die Fertigformen-Produktion.

Penicillin “Made in Europe”

In July 2020, Novartis/Sandoz announced, together with the Austrian Federal Government, that it would invest more than 150 million euros in antibiotic production in Kundl and thus secure its sustainably. In 2021, it was communicated that 100 million euros will initially be invested to introduce a modern enzymatic process for the production of oral amoxicillin, the most important penicillin. The conversion work at the site has already started. This work will strengthen long-term competitive capability and make an important contribution to secure supplies of penicillin “Made in Europe”.

Michael Kocher, Country President Novartis Österreich

 

We are optimizing the production process of oral antibiotics in Kundl and adjusting the capacities so that we are well equipped for future needs. Our goal is to put (...) cost-covering production in Europe on a strong footing in order to reliably supply patients in Austria and around the world with high-quality medications.

Michael Kocher, Country President Novartis Austria

Video: Novartis Österreich