Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
Was ist Diabetes mellitus?

Diabetes mellitus, umgangssprachlich auch Zuckerkrankheit genannt, ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, die durch einen zu hohen Blutzuckerspiegel bei den Betroffenen gekennzeichnet ist. Im Wesentlichen gibt es zwei Formen des Diabetes: Typ-1-Diabetes und Typ-2-Diabetes.
Diabetes Typ-1 ist eine Autoimmunerkrankung: Der Mangel an Insulin entsteht durch eine Fehlreaktion des Immunsystems, welche bewirkt, dass die Insulin-produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstört werden. Der Betroffene leidet somit unter einem Mangel an körpereigenem Insulin. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel, denn das Hormon Insulin reguliert die Aufnahme von Glukose (Zucker) in die Körperzellen und wirkt blutzuckersenkend.
Die Erkrankung tritt häufig bereits im Kindes- oder Jugendalter auf und ist die häufigste Stoffwechselerkrankung in dieser Altersgruppe. Die Betroffenen müssen ihr Leben lang Insulin spritzen, um akute Stoffwechselentgleisungen und mögliche Folgeerkrankungen zu verhindern.
Die Hauptursache für die Entstehung eines Typ-2-Diabetes ist eine Insulinresistenz, bei der die Zellen des Körpers nicht mehr auf das Insulin reagieren. Die Bauchspeicheldrüse produziert zu Beginn der Krankheit meist noch ausreichend Insulin. Muskel-, Leber- und Fettzellen werden jedoch zunehmend unempfindlich dagegen. Die Bauchspeicheldrüse produziert daraufhin noch mehr Insulin, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Irgendwann kann die Bauchspeicheldrüse die Insulinresistenz jedoch nicht mehr kompensieren.
Die Erkrankung kann mit Hilfe einer Umstellung der Lebensgewohnheiten und speziellen Medikamenten in den Griff bekommen werden. Nur in manchen Fällen ist auch für Typ-2-Diabetiker das Spritzen von Insulin notwendig.
Darüber hinaus kann ein Diabetes während der Schwangerschaft auftreten. In dem Fall spricht man von einem Gestationsdiabetes.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass weltweit mehr als 340 Millionen Menschen an Diabetes leiden, davon 90 bis 95 Prozent am Typ-2-Diabetes (Stand 2012). Weiter geht die WHO davon aus, dass die Anzahl der Todesfälle durch Diabetes zwischen 2008 und 2030 um zwei Drittel steigen wird. Der Grund sind immer mehr Menschen mit Übergewicht aufgrund falscher Ernährung und mangelnder Bewegung, denn Übergewicht fördert die Insulinresistenz.

Aus dem Griechischen übersetzt heißt Diabetes mellitus "honigsüßer Durchfluss", womit das Hauptsymptom bezeichnet wird, nämlich die Ausscheidung von Zucker im Urin.
Weitere Symptome eines Diabetes mellitus sind leichter zu erkennen: Sie äußern sich in ungewohnt starkem bis quälendem Durst, häufigem Harndrang, Gewichtsverlust und allgemeiner Schwäche. Der Körper versucht den erhöhten Blutzucker zu regulieren, indem er diesen mit dem Urin ausscheidet. Der Betroffene muss vermehrt Wasser lassen, dadurch entsteht im Körper ein Flüssigkeitsverlust, der wiederum zu Durst, Austrocknung, Gewichtsverlust und Müdigkeit führt. Darüber hinaus können Symptome wie Infektionen der Harnwege, Sehstörungen oder Zahnfleischentzündungen auftreten. Wunden heilen schwerer ab und die körpereigene Abwehr ist geschwächt.
Im Gegensatz zum Diabetes Typ-1 entwickelt sich Typ-2 langsamer und ist nicht immer so leicht erkennbar. Anfangs kann die Bauchspeicheldrüse die Insulinresistenz noch durch eine Mehrproduktion von Insulin ausgleichen und so den Blutzuckerspiegel im Normbereich halten. Die Symptome sind weniger stark ausgeprägt und erste Anzeichen werden häufig anderweitig begründet. Nach einiger Zeit erschöpft sich jedoch die Insulinproduktion, die Blutzuckerwerte steigen und schließlich entsteht ein Diabetes Typ-2. Es gibt Fälle, in denen Typ-2-Diabetes erst anhand von auftretenden Langzeitfolgen wie Schädigungen von Augen, Nieren oder Herz entdeckt wird.

Die Diagnose des Diabetes mellitus kann mit einer einfachen Blutuntersuchung zur Bestimmung des Blutzuckerwertes gestellt werden. Liegt dieser nüchtern bei über 126 Milligramm pro Deziliter und nach der Nahrungsaufnahme bei über 200 Milligramm pro Deziliter, ist das ein Zeichen für Diabetes. Bei Ergebnissen knapp ober- oder unterhalb der Richtwerte wird zusätzlich ein Glukosetoleranztest (auch Zuckerbelastungstest genannt) durchgeführt. Dem Betroffenen wird dafür etwas Blut abgenommen, anschließend trinkt er eine Glukoselösung. Ein bis zwei Stunden später wird erneut Blut abgenommen und der Blutzuckerwert bestimmt. Mit Hilfe der Testergebnisse kann die Diagnose „Diabetes“ dann eindeutig gestellt werden.
Der sogenannte „HbA1c-Wert“ ist ein Langzeit-Blutzuckerwert, mit dem der durchschnittliche Blutzuckerspiegel der letzten zwei Monate bestimmt werden kann. Es handelt sich dabei um den Anteil des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin), der mit Glukose verbunden ist. Der HbA1c-Wert wird in Prozent angegeben. Je mehr Glukose im Blut ist, desto mehr Blutfarbstoff wird verzuckert. Dabei entsteht zunächst ein instabiles Zwischenprodukt, das nach einigen Stunden in ein irreversibles Endprodukt umgewandelt wird. Kurzfristige Blutzuckerspitzen bilden sich daher im HbA1c-Wert kaum ab. Bei Gesunden liegt der Wert bei etwa vier bis sechs Prozent.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, diese Blutuntersuchung durchführen zu lassen:
- Bei Ihrem Hausarzt oder einem Internisten, der Ihnen in der Ordination Blut abnimmt und dieses in ein Labor einschickt. Sobald der Befund da ist, bespricht Ihr behandelnder Arzt die Ergebnisse mit Ihnen. Sollte ein Zuckerbelastungstest notwendig sein, erhalten Sie eine Überweisung in ein Labor.
- Im Rahmen der Vorsorge-Untersuchung, die einmal jährlich allen Menschen ab dem vollendeten 18. Lebensjahr zur Verfügung steht. Die Untersuchung können niedergelassene Ärzte mit einem dementsprechenden Vertrag durchführen oder Ärzte der Vorsorge-Untersuchungsstellen. Nähere Informationen erhalten Sie bei Ihrer zuständigen Krankenkasse.
- Bei schwangeren Frauen werden die Blutzuckerwerte im Rahmen der empfohlenen Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen in Hinblick auf einen Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) ermittelt.
- In Apotheken und bei diversen Gesundheitstagen werden immer wieder Blutzuckermessungen vor Ort angeboten, wobei meist mit einer Nadel kurz in die Fingerkuppe gestochen wird und der Blutstropfen dann auf einem Teststreifen ein schnelles Ergebnis liefert.

Im Mittelpunkt der Behandlung eines Diabetes mellitus steht die Erhaltung der Lebensqualität des Betroffenen und die Vermeidung von Folgeschäden an Herz, Nieren, Blutgefäßen, Augen und Füßen.
Typ-1-Diabetiker müssen mehrmals täglich den Blutzucker kontrollieren und Insulin spritzen, aber der Lohn ist eine fast normale Lebensführung – unabhängig von Essensplänen. In einer Schulung lernen Patienten die bedarfsgerechte Anpassung der jeweiligen Insulindosis.
Es gibt zwei verschiedene Wege, dem Körper das Insulin zuzuführen:
- Intensivierte konventionelle Insulintherapie (ICT) – mit ein bis drei Injektionen von Verzögerungsinsulin wird der Grundbedarf gedeckt. Vor jeder Mahlzeit misst der Diabetiker zudem seinen aktuellen Blutzuckerspiegel und errechnet die für ihn optimale Insulindosis aus dem Blutzuckerwert, der gewünschten Nahrungsmenge und der geplanten körperlichen Aktivität. Die benötigte Insulinmenge wird als kurz wirksames Normalinsulin oder kurz wirksames Insulinanalogon gespritzt.
- Insulinpumpentherapie (CSII) – hier sorgt eine Pumpe dafür, dass ein kurz wirksames Insulin kontinuierlich über eine Nadel und einen dünnen Kunststoffschlauch (Katheter) in das Fettgewebe unter die Haut gelangt. Der Arzt programmiert die Mengen an Insulin ein, die zur Deckung des Grundbedarfs notwendig sind. Der Diabetiker misst vor jeder Mahlzeit seinen aktuellen Blutzuckerspiegel und errechnet die für ihn optimale Insulindosis aus dem Blutzuckerwert, der gewünschten Nahrungsmenge und der geplanten körperlicher Aktivität. Per Knopfdruck wird die extra Dosis Insulin freigesetzt.
Ein Typ-2-Diabetes kann in den meisten Fällen mit einer Umstellung der Lebensgewohnheiten therapiert werden, denn grundsätzlich wird ja ausreichend Insulin in der Bauchspeicheldrüse produziert. Nur die Aufnahme von Zucker aus dem Blut in die Körperzellen ist gestört, was zu einer ständigen Überhöhung des Blutzuckerspiegels führt. Diese Insulinresistenz kann durch gesunde Ernährung, Gewichtsabnahme und mehr Bewegung abgebaut werden. Wenn diese Maßnahmen keine Besserung bringen, ist der Einsatz von Tabletten oder Insulin notwendig. Es gibt verschiedene Wirkstoffe, die bei einer medikamentösen Therapie einzeln oder in Kombination zum Einsatz kommen können, zum Beispiel :
- Sulfonylharnstoffe (zum Beispiel Glibenclamid) regen die Insulin-Freisetzung und die Insulinausschüttung an (orale Verabreichung).
- Biguanid (zum Beispiel Metformin) hemmt die Glukose-Neubildung in der Leber und erhöht die Empfindlichkeit der Körperzellen für Insulin, Letzteres bewirken auch die sogenannten Insulin-Sensitizer (orale Verabreichung).
- Alpha-Glukosidasehemmer sind Resorptionsverzögerer, sie bewirken direkt im Darm eine verzögerte Aufnahme von Glukose ins Blut, um Blutzuckerspitzen nach einer Mahlzeit zu vermeiden.
- Gliptine (zum Beispiel Vildagliptin) sind eine moderne Wirkstoffklasse. Sie fördern die Insulin-Sekretion aus den Betazellen und vermindern die periphere Insulinresistenz. Sie sind gut verträglich und zeichnen sich bei guter Wirksamkeit durch ein sehr geringes Risiko für Unterzuckerung und Gewichtszunahme aus.
Eine Insulintherapie (siehe oben bei Behandlung Typ-1) kommt zum Einsatz, wenn sich mit oralen Antidiabetika plus Ernährungs- und Bewegungstherapie keine akzeptablen Blutzuckerwerte erreichen lassen.
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