Mai 26, 2021
  • Aktuelle Umfrage zeigt: österreichische Bevölkerung sieht vielfältige persönliche und berufliche Einschränkungen für Menschen mit MS
  • MS ist noch immer häufigster Grund für bleibende Behinderung bei Jüngeren
  • Medizinischer Fortschritt ermöglicht heute ein erfülltes Privat- und Berufsleben für Betroffene

Wien, 26. Mai 2021 — Pro Jahr erhalten etwa 450 Menschen in Österreich die Diagnose Multiple Sklerose (MS); insgesamt gibt es hierzulande rund 13.500 Betroffene1,2. Eine aktuelle Umfrage3 im Vorfeld des Welt-MS-Tages 2021 zeigt die Einschätzung der österreichischen Bevölkerung zu MS:

  • Drei Viertel der Befragten wissen, dass MS schon jüngere Menschen treffen kann.
  • 70% denken, dass Menschen mit MS viele Einschränkungen im Privatleben erfahren.
  • 3 von 5 Befragten nehmen an, dass Menschen mit MS früher oder später im Rollstuhl landen.
  • 70% der Befragten denken, dass MS-Patienten häufiger ärztliche Behandlung benötigen.
  • Damit einhergehend, hat etwa die Hälfte der Befragten die Einschätzung, dass Menschen mit MS häufiger im Krankstand seien als „gesunde“ Kolleginnen und Kollegen.
  • Und etwa ein Drittel der Befragten denkt, dass MS-Betroffene weniger leistungsfähig im Beruf sind.
  • Mehr als jeder Zweite nimmt an, dass Menschen mit MS früher in Pension gehen müssen aufgrund Invalidität.
  • Ebenfalls mehr als die Hälfte weiß, dass es heute gute Behandlungsmöglichkeiten gibt.

Medizinischer Fortschritt gibt Zuversicht

„Diese Umfrage zeichnet zwar in Teilaspekten ein relativ realistisches Bild zur Multiplen Sklerose; allerdings deckt sie meiner Meinung nach den enormen medizinischen Fortschritt der letzten Jahre noch nicht ausreichend ab. Tatsächlich können wir die MS in all ihren Verlaufsformen heute dank innovativer Therapien sehr gut behandeln. Die Patientinnen und Patienten können damit ihr Leben weitgehend nach ihren Vorstellungen und mit möglichst wenigen Einschränkungen gestalten. Das Schreckgespenst des Rollstuhls kann so zumeist hintangehalten werden“, erläuterte Univ.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Christian Enzinger von der Universitätsklinik für Neurologie, Med Uni Graz im Rahmen eines virtuellen Pressegesprächs.

Univ.-Prof. Enzinger führte weiter aus: „Im Bereich der Multiplen Sklerose wird intensiv geforscht, um neue Therapien zu entwickeln. Diese sind deutlich wirksamer als ältere Medikamente, sind gut verträglich und sehr einfach in der Handhabung für die Patientinnen und Patienten. Erst kürzlich wurde ein neues Medikament für die Behandlung der aktiven, schubförmigen MS zugelassen.“

Wichtig sei jedenfalls, dass die Erkrankung so frühzeitig wie möglich wirksam bekämpft wird. Denn das Fortschreiten der Krankheit führe in jedem Fall zu einer nicht mehr umkehrbaren Schädigung des Zentralnervensystems, erklärte Univ.-Prof. Enzinger weiters. „Und das hat leider zur Folge, dass MS auch heute noch der häufigste Grund für eine bleibende Behinderung bei Jüngeren ist. Dies ist besonders bitter, da Therapien verfügbar sind, die dieses Fortschreiten der Erkrankung verhindern oder zumindest deutlich verzögern können“, so Univ.-Prof. Enzinger.

Diagnose MS in wichtiger Lebensphase

Frauen sind ca. 2 -3 Mal häufiger von MS betroffen als Männer; das Durchschnittsalter bei der Erstdiagnose liegt bei 20 bis 40 Jahren4. Also exakt zu einer Zeit, in der viele Weichen gestellt werden im Job, aber auch im Privatleben. Nina Schrott bekam die Diagnose MS im Alter von nur 17 Jahren. Sie blickt zurück: „Der Alltag mit MS kann sehr herausfordernd sein, weil sich immer wieder neue Situationen ergeben, die es zu bewältigen gilt. Allerdings gehe ich heute, 5 Jahre nach der Diagnosestellung, trotz zeitweisen Einschränkungen besser mit der Erkrankung um als noch zu Beginn. Man muss eben akzeptieren, dass nicht immer alles gleich gut funktioniert und auch erkennen, dass es keinen Sinn macht, sich mit gesunden Gleichaltrigen zu vergleichen. Jeder Erkrankte kämpft mit individuellen Problemen und hat eigene Bedürfnisse.“ Angesprochen auf die Reaktionen von Familie, Freunden und Bekannten auf die Diagnose, sagt Nina Schrott: „Für das Umfeld eines jeden ist es ebenfalls nicht einfach, immer richtig mit dem Betroffenen umzugehen. Viele reagieren sehr erschrocken auf das Krankheitsbild. Aber wie auch sonst, hilft Kommunikation und ‚darüber reden‘ enorm weiter.“

Selbstbestimmtes Leben mit MS

Was es braucht, um Hürden im Alltag für Menschen mit MS abzubauen, schilderte Marlene Schmid, Obfrau-Stellvertreterin der MSG Tirol und selbst von MS betroffen: „Die Diagnose MS begleitet Patientinnen und Patienten ihr Leben lang. Fachvorträge zum Krankheitsbild, Informationen zur Symptomatik der Multiplen Sklerose - laiengerecht erklärt - sind wichtig, die Begleitung von Betroffenen in den ersten Jahren der Diagnosebewältigung noch wichtiger. Wir als Landesgesellschaft sind stets bemüht, Unterstützung zur Diagnosebewältigung - etwa auch am Arbeitsplatz und im Berufsleben, sowie andere Hilfestellungen und Informationen anzubieten. Wir können aber nur gewisse Bereiche abdecken, deshalb ist es unvermeidlich, das Betreuungsangebot für Betroffene weiter auszubauen und zu erweitern.“ Marlene Schmid spricht Betroffenen jedenfalls Mut zu: „Ein Leben nach der Diagnose ist planbar und kann mit Unterstützung lebenswert gestaltet werden.“

Eine Aussage, die auch Univ.-Prof. Enzinger bekräftigt: „Ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben mit Multiple Sklerose ist heute definitiv möglich. Wichtig ist, dass MS-Patientinnen und Patienten die Behandlungsmöglichkeiten mit ihrem behandelnden Arzt abwägen, und so die

die richtige Therapie für sich wählen können. Auch unterstützende Angebote wie etwa Physiotherapie, eine bewusste Ernährung, aber auch der Austausch mit Gleichgesinnten, leisten einen wichtigen Beitrag im erfolgreichen Umgang mit der Erkrankung.“ Damit Betroffene die Zukunft für sich gestalten können, die sie sich wünschen.

Weiterführende Informationen für Betroffene und Interessierte finden Sie auf der Website www.msundich.at

Aktuelle Umfrage zur Wahrnehmung der Multiplen Sklerose in der österreichischen Bevölkerung (PDF Download, 0.58 MB)

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Rückfragehinweis

Simone Farina, Bakk. Komm.
External Engagement Lead,
Therapeutic Area & Brand Communication Lead
Innovative Medicines
+43 1 86657-0
[email protected]

Referenzen:

  1. Vgl. ÖMSB 2020, 33: Die jährliche Inzidenz beträgt in den meisten Regionen Europas und Nordamerikas 4 – 8/100.000 Einwohner. 450 neue MS PatientInnen jährlich entspricht einer geschätzten jährlichen Inzidenz von 5/100.000 Einwohner.
  2. European MS Platform (Hg.), MS Barometer 2020 (Brüssel), 15. Baumhackl U., Berger T., Enzinger C. (Hg.), ÖMSB Österreichische Multiple Sklerose Bibliothek. Facultas. Wien. 2020, 29, berichten von 13.205 MS-Patientinnen und Patienten auf der Grundlage einer Analyse von Daten österreichischer Sozialversicherungsträger.
  3. Marketagent: CAWI | MarketagentOnline Access Panel, 500 Netto-Interviews, Personen im Alter zwischen 14 und 75 Jahren, Sample repräsentativ für die österreichische Bevölkerung, April 2021
  4. ÖMSB 2020, 32.